Strukturen der privaten Theater

Zur historisch gewachsenen Theaterlandschaft in Deutschland gehören nicht nur die Theater, welche unter einer öffentlichen Trägerschaft stehen. Denn neben diesen großen Staats- und Landesbühnen existieren auch etwa 280 private Theater innerhalb des bundesdeutschen Gebiets. Dabei gehört zur Kulturpolitik der meist etwas größeren Häuser die Organisation im Deutschen Bühnenverein. Der Deutsche Bühnenverein unterstützt die Theater und Kulturorchester bei der Erfüllung ihrer Planungen und Aufgaben. Daneben beschäftigt der Verein sich mit allen organisatorischen, kulturpolitischen und künstlerischen Fragen, welche das Theater betreffen.
Im Gegensatz zu den Theatern, die von der öffentlichen Hand bezuschusst werden, müssen Privattheater den größten Teil ihrer finanziellen Mittel selbst erwirtschaften. Dafür sind sie dann aber auch nicht an die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes gebunden. Meist werden hier freie oder Normalverträge für die Bühne eingesetzt.
Zu den großen Privattheatern zählen unter anderem das Ohnsorg-Theater in Hamburg, die Komödie am Kurfürstendamm in Berlin, das Millowitsch-Theater in Köln oder auch die Komödie im Bayerischen Hof in München. Auf diesen bekannten Bühnen geben populäre Darsteller aus TV und Kino regelmäßig Gastvorstellungen. Dank dieser Publikumsmagneten können große Privattheater ökonomisch gut überleben und gleichzeitig weniger populäre Stücke ebenfalls in den Spielplan aufnehmen. Denn auch das experimentelle und neue Theater steht regelmäßig auf den Spielplänen der meisten großen Privattheater.
Zu den wichtigsten Sparten der Privattheater gehört heute das Musical. Das Musical beinhaltet eine große Fülle an unterschiedlichen Stilen. Dieses Genre ist absolut wandelbar und passt sich stets an die neuesten musikalischen Trends an. Der Broadway in New York gilt als die Wiege des Musicals. Schon zu den Anfängen um 1900 wurden dort extrem aufwendige Shows mit vielen Effekten, Tanzeinlagen und zum Teil recht exotischen aber immer anspruchsvollen Kostümen gezeigt.

Im Gegensatz zu den Besucherzahlen an anderen Theatern wächst das Interesse der Zuschauer am Musical kontinuierlich und damit auch die Besucherzahlen. Dabei hat der Erfolg des Musicals gerade in Europa noch eine recht junge Geschichte. Auch in Deutschland hat es sich erst in den 1980er und 1990er Jahren als eigenständiges Genre durchgesetzt. Heute geht der Trend sogar dorthin, für die ständige Aufführung eines einzigen Musicals eine eigene Halle zu bauen und mit groß angelegten Marketingaktionen viel Publikum aus einem großen Einzugsbereich für sich zu gewinnen.
Am Beispiel des Musicals lässt sich sehr gut belegen, dass für das typische Theater der Gegenwart keinerlei dramaturgische Normen mehr gelten. Das kommerzielle Theater arbeitet zwar meist noch mit den Formen und Normen der klassischen Dramaturgie. Doch die vielen freien und Improvisationstheater haben dieses sichere Feld längst verlassen. Neben den musikalischen Trends ist auch im Sprechtheater eine neue Art der Postdramatik in den Fokus des Schauspiels gerückt. Oft gibt es innerhalb diesen Stils weder eine in sich geschlossene Handlung noch Figuren, die der Zuschauer wiedererkennen kann. Die Texte besitzen eher den Charakter von Montagen. Dafür wird das Spiel mit dem Verhältnis zwischen Zuschauern und Akteuren zu einem wesentlichen Element der Aufführung. Ebenfalls in den Vordergrund der Wahrnehmung werden hier akustische oder optische Eindrücke gerückt.

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