Geschichte des Theaters

Einige Historiker zählen schon die Tänze aus der Steinzeitkultur zu den frühen Formen des Theaters. Doch wirklich belegt und nahe am Thema ist erst die Entstehung des griechischen Theaters im 6. Jahrhundert v. Chr. Es wird vermutet, dass es sich dabei um den Wandel einer religiös-rituellen Kulthandlung zu einer säkularen Kunstveranstaltung handelte. Die Entwicklung vom Ritus zum Theater lässt sich am Charakter dieser ersten Vorstellungen festmachen. Denn die dargestellten Ereignisse aus der Mythologie wurden in nachgeahmten Handlungen symbolhaft verarbeitet. Exakt mit der Geburt des Theaters begann auch die Diskussion um den Stellenwert dieser Kunst. Die Debatte in der Antike drehte sich hauptsächlich um das Theater als Raum der Verstellung, Täuschung und Lüge. Der Philosoph Platon sah darin eine Gefahr der Korrumpierung. Einen ganz anderen Standpunkt nahm Aristoteles ein. Er wies ausdrücklich auf den natürlichen Trieb der Nachahmung im menschlichen Charakter hin. Und er war der Meinung, dass durch das distanzierte Nacherleben im Theater eine heilende, weil kathartische Wirkung hervorgerufen wird. An diesen weit voneinander abweichenden Positionen der Philosophen Platon und Aristoteles lässt sich schon aus dem Weltbild der Antike heraus das gesellschaftliche Potential des Theaters erahnen. Es wurde früh erkannt, dass das Theater eine ideale Möglichkeit dazu bietet, große Mengen an Personen zu beeinflussen und damit eigene Ziele zu verwirklichen. Deshalb wurde die Macht des Theaters in den folgenden Jahrhunderten von den Mächtigen entweder streng reguliert oder gleich ganz unterdrückt.
Im Mittelalter waren die antiken Theatertraditionen aus der Antike in Vergessenheit geraten. Die neue Theaterkultur entwickelte sich aus der christlich-religiösen Praxis. Ab dem 10. Jahrhundert bildeten sich im kirchlichen Umfeld theatrale Formen heraus, die von liturgischen Spielen über Mysterienspielen bis zu Passionsspielen reichten.
In der Zeit der Renaissance und des Barock vollzog sich ab dem Ende des 15. Jahrhunderts in Italien eine fast vollständige Säkularisierung des Theaters. Gerne wurde das Medium auch zur politischen Selbstverherrlichung benutzt. Die wichtigsten Träger des Theaters waren in dieser Aera die Fürstenhöfe und wissenschaftliche Akademien. Das gemeine Volk bekam keinen Zutritt zu den Aufführungen. Erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts konnten weite Teile der städtischen Bevölkerung wieder als Publikum erreicht werden. Dieser Wandel wurde durch die Kommerzialisierung und Professionalisierung des Theaters möglich. Die Entwicklung des Theaters im 18. Jahrhundert geschah in direkter Verbindung mit der Machtübernahme und Emanzipation des Bürgertums. Doch erst im 19. Jahrhundert profitierte das Theater wirklich von der wirtschaftlichen und politischen Liberalisierung. In dieser historischen Phase entwickelte sich das Theater zu einem Massenmedium. Für jede gesellschaftliche Gruppierung brachte es eine passende Gattung heraus. Allerdings genügten viele Sparten keinerlei höheren Ansprüchen an die Kunst.
In Deutschland entwickelte sich nach dem ersten Weltkrieg eine neue Form des politischen Theaters. Das Arbeitertheater beleuchtete soziale und historische Komponenten mit theatralen Mitteln. Durch die Entstehung der neuen Medien wie Film, Radio, Fernsehen und Internet wurde das Theater im Laufe des 20. Jahrhunderts herausgefordert. Und trotz dieser harten Konkurrenzsituation brachte das letzte Jahrhundert mehr Formen des Theaters hervor, als zu allen anderen Zeiten. In der sozialen und politischen Aufbruchstimmung der 60er Jahre entwickelte sich das Theater zu einem Ort der Experimente für die verschiedensten künstlerischen Strömungen. Hier gab besonders das freie Theater wichtige Impulse für Erneuerungen. Bis heute existieren zahllose freie Gruppen, die neben den staatlich subventionierten oder etablierten kommerziellen Bühnen ihren festen Platz in der Kultur einnehmen.

Kommentare sind geschlossen.