Theater und seine Formen der Architektur

Nicht nur inhaltlich wurde das traditionelle Konzept des Theaters nach dem zweiten Weltkrieg infrage gestellt. Es entstand gleichzeitig eine Diskussion um das bisherige architektonische Konzept der Theatergebäude. So wurde zum Beispiel die Form des typischen Logentheaters, welche in Italien im 17. Jahrhundert bevorzugt wurde, besonders kritisiert. Denn diese Art der Gestaltung des Publikumraumes führe zu sozialen Ausdifferenzierungen. Das einfache Publikum stand im Parkett vor der Bühne und nur für Personen von Rang und Namen stand das Logenhaus mit seinen senkrecht übereinander stehenden Logenrängen zur Verfügung. Diese in Italien entwickelte Theaterarchitektur fand im 18. Jahrhundert seine Nachahmer in ganz Europa. Die feudale Gesellschaft fand somit im Logentheater seine adäquate räumliche Widerspiegelung. Als erste kleine bauliche Revolution wurden in neueren Häusern ab dem 19. Jahrhundert die geschlossenen Logen von offenen Balkonen ersetzt. Die Theaterbauten von Schinkel und Semper gingen noch weiter, in dem sie das strenge Logenprinzip zugunsten einer klassizistischen Offenheit zurück drängten. In der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts wurde einem zahlenmäßig immer größer werdenden Publikum durch noch größere Bauten Rechnung getragen. Das Bild wurde in dieser Zeit von historistischen Prunkbauten geprägt. Erst ab etwa 1920 gab es die ersten Versuche, die bisherige Trennung zwischen Zuschauerraum und Spielfläche zu überbrücken.
Das 1976 fertig gestellte Londoner National Theatre vereint gleich drei Bühnenformen unter seinem Dach. Dazu gehört die variable „Black Box“, der Guckkasten und das große Halbrund. Neben diesen architektonischen Neuerungen, lag der Fokus ebenfalls darauf, das Theater als Gebäude zu verlassen und Aufführungen in anderen Räumen wie Fabrikhallen oder Manegen zu kreieren.

Die klassische Guckkastenbühne besteht aus einer Rückwand, zwei Seitenwänden, dem Schnürboden und einer unsichtbaren vierten Wand. Diese Spielfläche wird durch das Schauspiel, dem Bühnenbild und dem Einsatz von Licht zum Leben erweckt. Heute gilt diese strikte Trennung von Bühne und Zuschauerraum durch den Portalrahmen als leicht überholt, doch sie bietet die meisten Möglichkeiten zum Kreieren einer Illusion.
Größere Häuser oder Mehrspartenhäuser verfügen neben der Hauptbühne ebenfalls über Seitenbühnen, Drehbühnen und Hinterbühnen. Ein wichtiger Bestandteil für musikalische Aufführungen ist der Orchestergraben. Dieser kommt durch seine Absenkung bei der Darbietung von Opern oder Operetten zum Einsatz.

Neben einer adäquaten Architektur müssen alle Theatergebäude selbstverständlich stets den strengen Sicherheitsvorschriften für Versammlungsstätten entsprechen. Die gesetzlich bestimmten Auflagen betreffen alle Bereiche von der Bühne bis zum Verwaltungsbüro. Der Meister für Veranstaltungstechnik – meist einfach Bühnenmeister genannt überprüft in größeren Häusern alle Vorgaben und realen Ausführungen in Hinsicht auf Sicherheit und besonders dem Brandschutz.

 

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